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Kärger nun tatsächlich unser Landrat

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Die Mecklenburgische Seenplatte hat einen Landrat: Heiko Kärger (CDU) wurde heute vor dem Kreistag vereidigt. Bevor es dazu kam, hatte der Neubrandenburger Jurist Matthias Brandt noch seinen großen Auftritt. Er hatte nämlich Einspruch gegen die Landratswahl erhoben und durfte nun vor den Abgeordneten begründen, warum es sich aus seiner Sicht unter anderem um unlautere Wahlwerbung Kärgers handelt, wenn der den Neubrandenburger Stadtgründer auf seinem Plakat auferstehen oder sich schon vor der Entscheidung als "unser Landrat" titulieren lässt. Wollte da einer dem Wahlsieger ans Bein pinkeln?

Man muss Brandt lassen, dass er sein Gewerbe gelernt hat, sein Vokabular war durchaus geschliffen, auch wenn es seine Wirkung eher verfehlte. Den Wind aus den Segeln hatte dem Streiter für freie und gleiche Wahlen Wahlkreisleiter Johannes Waeller genommen, der den Einspruch wohl als eine Frage der persönlichen Ehre ansah. Der Mann aus der ehemaligen Demminer Kreisverwaltung zückte schlicht und ergreifend das Grundgesetz. Und siehe da: Auch Parteien haben Werbefreiheit, die erst an ihre Grenzen stößt, wenn strafrechtliche Belange tangiert werden. Kärger verzichtete auf eine Stellungnahme, auch die Abgeordneten hatten offensichtlich kein Interesse an einer Diskussion.

Am Ende gab es vier Gegenstimmen von der NPD, wohl aus Prinzip, und neun Enthaltungen aus der linken Ecke als wahrscheinlich letzten Tribut an den eigenen, in der Stichwahl unterlegenen Bewerber Siegfried Konieczny. Die große Mehrheit der Volksvertreter votierte für Kärger. Angemerkt sei, dass der Strelitzer Kärger einen intensiven und interessanten, sogar bunten Wahlkampf abgeliefert hat. Erinnert sei nur an seinen Coup, als er den Woldegker SPD-Bürgermeister Ernst-Jürgen Lode im Ringen unter anderem gegen den SPD-Landratskandidaten Michael Löffler aufs eigene Wahlplakat holte. Das war schon ein Bonbon, vielleicht sogar eine Premiere in der drögen bundesdeutschen Parteienlandschaft. Letztlich ist aber vor allem dick zu unterstreichen, dass Kärger alles andere als ein Parteisoldat zu sein scheint und vor allem mit menschlichen Qualitäten wie Bescheidenheit und Heimatverbundenheit gepunktet hat, weit weg von einem Selbstdarsteller. Und sollte Ihnen, liebe Freunde des Strelitzblogs, demnächst mal ein Politiker auf einem Plakat begegnen, der einen Neandertaler an der Hand hat und behauptet, der hätte ihn auch gewählt - alles legal.

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